Zur Saisoneröffnung bekommt das Publikum der Meisterkonzerte Dvořáks „Symphonie aus der Neuen Welt“ zu hören. Was und wie Musiker innerhalb des Orchesters hören, erzählt Sebastian Wittiber, Soloflötist des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt.
Wie nimmt man den Orchesterklang als Musiker auf der Bühne wahr?
Wir hören am besten die Musiker, die um uns herum sitzen. Sehr viel hängt von der akustischen Qualität der Säle ab. Ist sie gut, hören wir Flötisten auch die Gruppe der ersten Geigen gut. Das ist wichtig, weil viele Passagen von Flöten und Geigen parallel und im Unisono geführt sind. Sind die akustischen Verhältnisse nicht so gut, hört man zum Beispiel auch die Bässe schlecht, was das Zusammenspiel erschwert.
Sie sind Frankfurter und seit Ihrem 21. Lebensjahr Mitglied des hr-Sinfonieorchesters. Können Sie die „persönliche Note“ und den spezifischen Klang dieses Orchesters charakterisieren?
Es hat einen vielstufigen dynamischen Klang. Das ist auch für die Musikalität und die Ausdrucksstärke entscheidend. Ich liebe den Klang, an dem jeder der fünf Chefdirigenten, die ich bisher erlebt habe, besonders gearbeitet hat. Schon Eliahu Inbal forderte zum Beispiel ein ganz leises Pianissimo, an der Grenze des gerade noch Hörbaren, ebenso stärkte er aber den Glanz der Blechbläser. Oder Hugh Wolff legte großen Wert auf kammermusikalisches Spiel. Wir müssen als Rundfunk- und Fernsehorchester sehr flexibel sein, weil wir von „Tatort“-Filmmusiken über zeitgenössische Musik und Barockprogramme bis zur großen Symphonik ein breites Spektrum auszufüllen haben.
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Dvořák vertraut in der „Symphonie aus der Neuen Welt“ der Flöte im langsamen Satz und im Scherzo gemeinsam mit der daneben postierten Oboe Soli an. Wie mischen sich diese beiden Instrumente, deren Ursprünge Jahrtausende in der Menschheitsgeschichte und in die Mythologie zurückreichen?
Flöte und Oboe verschmelzen für mich zu einem eigenen Instrument. Ich liebe diesen Mischklang. Dvořák setzt ihn gerne in folkloristischen Einwürfen und besonders gut für Naturschilderungen ein.
Wie ist das, wenn ein Kollege ein so langes und populäres Solo zu blasen hat wie der Englischhornist in der „Symphonie aus der Neuen Welt“? Atmet und fühlt man da mit?
Ich fiebere mit dem Kollegen mit. Er artikuliert wunderbar – und ich versuche, dies in meiner anschließenden Passage fortzusetzen. Wir alle im Orchester genießen und lieben dieses Englischhornsolo.
In der Orchesterpartitur ist die Flöte immer ganz oben an erster Stelle notiert, im Orchester aber mitten drinnen postiert. Wie (gut) hören Sie sich als Flötist innerhalb des Orchesterverbunds in Passagen mit größerer Besetzung?
Wir können uns beim Spielen noch sehr gut hören. Wenn es rundherum sehr laut ist, nutzen wir zusätzlich die Reflexion des Klanges von unserem Notenpult. Es gibt außerdem eine Spieltechnik auf der Flöte, dank der man die Resonanz im Kopf hört. Diese Technik nutze ich sehr stark. Dadurch bekommt die Flöte einen offeneren Klang. Man versucht strahlend zu spielen und die Obertöne zu formen. Wenn es ganz laut ist, zum Beispiel in einer Mahler-Symphonie, verwenden manche meiner Kollegen Ohrstöpsel. Das mache ich nicht, weil ich mich nicht von dem gesamten Orchesterklang ausgrenzen mag.